Samstag, 7. Mai 2011

jetzt ist schon wieder was passiert ...

... weil plötzlich, ganz plötzlich finde ich mich samstagsmorgen an meinem letzten samstag hier im wirklich erstaunlichen haiti und verstehs nicht. nach dem letzten samstag kommt morgen ein letzter sonntag um am montag mittag sitz ich im flieger - si dieu veut.

zeit ist nach wie vor ein sehr relatives konstrukt. manchmal zaht sie sich wie ein am flipflopboden festgepickter kaugummi, manchmal flutscht sie durch die finger wie die sich grad in schälung befindliche mango.

viele abschiede von vielen ans herz gewachsenen kollegInnen, projektpartnerInnen, freundInnen, viele mehr oder wenig gute geschenke - ein rührseliges erinnern sind sie alle.

oh ja: nicht eine sekunde hab ichs bereut mich für hier entschieden zu haben. und ich glaub es geht mir jetzt schon wie vielen anderen auch: wer sich einmal auf das land und seine leute eingelassen hat kommt emotional nicht mehr von ihm los.

haiti-chérie.

Donnerstag, 31. März 2011

am letzten tage des märzens ....

... noch schnell was geschrieben - bevor morgen auch hier der erste april über uns hereinbricht. angeblich auch mit - mehr oder weniger guten - scherzen. und "management by humor" - das wird hier groß geschrieben. mit vielen schmähs - und oft wirklich sehr guten schmähs - wird so manchen spitzen das verletzende abgekappt, wird eine schwierige situation entschärft, wird mancher konflikt zerlacht. und das machts oft einfacher. das können wir europäische grantscherm oft brauchen.

jo mei - und so befinden wir uns mal wieder in der vorwahlentscheidungsbekanntgabe. eigentlich hätte heute ein vorläufiges ergebnis veröffentlicht werden sollen, wurde plötzlich wieder verschoben auf montag "si dieu veut" (also "falls gott will"). ob dies nun ein gutes zeichen, ein schlechtes zeichen, überhaupt ein zeichen ist - ich wills noch gar nicht so genau wissen. emergency stock ist eingekauft, wenns heiß hergeht sitzen wir halt mal wieder ein paar tage im haus. stieg larsson teil 3 wird mich mal wieder retten.

eine meiner größten fragen hier bleibt und entwickelt sich dauernd weiter: wie kann dieses land jene politikerInnen kriegen die es verdient, nämlich vertrauensvolle, verantwortungsbewusste, nicht-korrumpierbare leitfiguren, die diesem geschundenen land sowas wie zukunftsvisionen einhauchen können. ein ganz geringer prozentsatz der haitianerInnen geht wählen - weils eh wurscht ist wer sich hinterher bereichert. hmpf. - und während ich diese zeilen schreibe gehen mir ach so viele österreichische korruptionsfälle durchs hirn - nein, die schöne alpenrepublik ist keinesfalls ein gutes vorbild. auch hier fragen sich wohl so manche erst viel später oder nie "wos woa mei leistung?" oder sie sagen "ich wollt die infos eh alle dann den behörden übergeben" (und das geld vielleicht erdbebenopfern spenden). die dimensionen sind andre - das system gleich.
shame.

und sonst: wirds jetzt so wirklich schön warm hier. der schweiß rinnt beim sitzen und gradausschaun den rücken in strömen runter. die moskitos sind lästigvielzuvielunddauernd. manchmal sehne ich mich nach kühleren frühlingstagen. außerdem hab ich die diagonale versäumt.

aber sonst:
ists erstaunlich wie schnell auch das leben hier zum alltag wird. es ändert sich zwar dauernd was und jeden tag gefühlte siebenmal. dennoch gewöhn ich mich daran und teilweise ists komplett nervig und teilweise ists schräg und teilweise erträglich und teilweise cool. und macht mal wieder klar wieviel wir beeinflussen können und wieviel nicht. that's life.

und daher: reis mit böhnchen ruft. ich ruf zurück: je viens. mahlzeit!

Sonntag, 27. Februar 2011

sunburnt and tired ....

gestern in der sonne am pool gelegen, heut in der sonne am pool gelegen. tja, little bit burnt also - aber nicht allzu dramatisch. klingt gut - ists auch, ich gebs zu. ein hotel mit swimmingpool, bestechende 5 autominuten von unserem haus weg - das ist genial!!! dann liegen und lesen und ein bissl schwimmen (olympische distanzen sind halt nicht möglich im pool, aber das verlangt auch niemand - ist ja schon der volle luxus wasser zu haben um sich drinnen bewegen zu können --- da fällt mir ein: die letzten wochen waren entweder die batterien kaputt - somit kein strom wenn das örtliche stromnetz ausfällt - oder die wasserpumpe weigerte sich nennbare mengen zu pumpen ... AAAHHH. aber jetzt funktioniert grad alles - klopf auf importiertes holz - hab irgendwo die grauenhafte zahl von 95% abholzung in haiti gelesen -) ....

also swimmingpool - weil meer braucht bis zu 2 stunden fahrzeit eine richtung - quasi erweitertes wohnzimmer mittlerweilen - weil immer wieder bekannte leute vorbeikommen, sehr nett. das mit der leserei ist dann zwar etwas abgehackt ... aber ....

und ein tuna-sandwich mit pommes. same food each time .... genau wie bei und mit unserer köchin: same food each time ....
diese mangelnden alternativen all over machen das leben hier einerseits leicht - weils nicht wahnsinnig viel entscheidungen zu treffen gilt - andererseits eben auch monoton mit der zeit. vielleicht daher auch die lange abwesenheit als bloggerin? weils nicht allzuviel  neues zu erzählen gibt?

viel arbeit, viel im auto sitzen, u.a. journalist betreuen - ah: link: http://tvthek.orf.at/programs/1366-Orientierung/episodes/1979983-Orientierung/1982451-Hilfe-fuer-Bebenopfern-in-Haiti - für die die "orientierung" ausnahmsweise verpasst haben (ja ist denn dies möglich???) - projekte entwickeln, etc ...
und abschied vom chefe cheffersen nehmen, der morgen nach einem jahr nach ö zurückfliegt .... auch das ein part des international lifestyles: dauernd neue leute kennenlernen, dauernd abschiede ...

ach ja - und freitag war abschiedsparty für den chef im feldbüro: hingekommen in der früh nach autorumpelei über die mühsamen straßen - schaut uns ein ziegenkopf an. ohne ziege drunter. ziegenkopf liegt abgeschnippelt neben der abwasch. und schaut. AAAAHHHHH. fluchtartige raumverlassung.
die köchin hat draußen grad in den ziegeneingeweiden herumgerührt, später wurde die ziege gebruzzelt und verspeist. und noch viel später der kopf gesäubert und keine ahnung was genau gemacht - wird angeblich morgen im fieldoffice gefuttert - und ich hab sicherlich KEINE termine dort.
jaja, wir habens verlernt, den direkten kontakt zu den tierchen die dann am teller liegen. ja - und ich bin haiti-vegetarierin geworden, nachdem ich das erste mal die fleischstücke am markt in der sonne herumwarten sah. und ja - dieser ziegenkopf im feldbüro ist mir tatsächlich zu unmittelbar.

dies ist das wort zum sonntag.

Freitag, 28. Januar 2011

should I leave or stay (and write)?

ist folgendermaßen zu verstehen:
- soll ich gehen und jetzt die kalte dusche wagen - oder eben bleiben und ein paar zeilen schreiben?
nun, jetzt hab ich schon angefangen, bleib i halt nu gschwind.

schnell zu mittag duschen hat den vorteil dass das wasser relativ warm ist - soferns eben wasser gibt aber das hatten wir ja schon mal - und dann auch ein bissl was vom dreck aus den haaren rausgeht. hat auch seine vorteile;-)!

andrerseits: könnt ja grad wieder mein special-friend M. vorbeikommen, quasi leider ein anti-mac-gyver, der zwar für unsere häuser sowas wie ein hausmoasta sein sollt - leider ist nach jedem seiner besuche meist mehr kaputt als vorher. also zweifelhaftes vergnügen. überhaupt: kann bitte wer ganz schnell 100 installateurInnen schicken - um hier den leuten beizubringen wies funktionieren könnt? das ist einfach immer wieder ärgerlich: so eine kurzfristige pfuscherei teilweise, himmelschreiend! und nachdem das material halt auch meist nicht die allerbeste qualität hat ... well well.

meine zwei lieblingstechniker vor 2 tagen: die batterien im keller stinken wie xxx. endlich schaffts M. die "techniciens" zu holen: der 1. hat eine gipshand von der schulter bis zu den fingern vor, der gips bereits 2x durchgebrochen und fast schwarz vor dreck. der 2. war wohl nur sein jausenbrotträger, ungefähr 15 jahre alt. dann wurde schnell trinkwasser nachgefüllt - weil kein special water for batteries da war - und passt scho wieder alles. sagt der technicien. gestern wurden schlussendlich neue batterien gekauft - weils halt doch nicht so ganz gepasst hat.
ja, gute handwerkerInnen sind rar. leider.
manchmal ists zum lachen, manchmal zum weinen, oftmals zum ins telefon schreien: "M., wir haben schon wieder kein wasser!!!". etc.

und sonst: die miezekatze wächst und gedeiht, futtert und schläft den ganzen tag und tut wasweißich in der nacht (da schlaf dann ich).

die CVs für bei uns ausgeschriebene jobs wachsen in den himmel auf meinem schreibtisch. ich würd freiwillig einen kurs geben in "how to write a CV that someone wants to read" - wahrscheinlich macht man sich zb nicht so beliebt wenn der CV die mailbox mehrere male zum abstürzen bringt bevor all die attachements downgeloaded sind.

die bananen und mangos sind lecker wie eh und je, die moskitos stechen mehr als je zuvor, die temperatur ist superangenehmwarmbisheiß und ich hab keine ahnung wies ist grad im winter zu sitzen. und wills auch keinesfalls wissen.

die vorangegangene lektüre war u.a. linda polmans "die mitleidsindustrie" - falls das wer gelesen hat bitte ich um fleißige meinungsschreibereien dazu!

die politische situation noch immer unklar, jude celestin will noch immer nicht vom 2. platz in der stichwahl abrücken, sein partei will ihn schon abrücken sehen, baby doc anscheinend nach wie vor im lande, aristide noch nicht da. höchst spannende zeiten die wir hier erleben, wonderful to be part of it!! und jeden tag kann irgendwas neues passieren.

und somit: kommt jetzt der teil wo ich leave ... und mich erfrierungsschockmutig unter die dusch stell;-).
take care, all out there!
and: keep the stick on the ice;-))))

Mittwoch, 12. Januar 2011

12. jänner 2011, 16.53 uhr ortszeit

SCHWEIGEMINUTE.

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für all die opfer der erdbebenkatastrophe ein jahr zuvor.
rund 250.000 menschen starben. unvorstellbar - graz hätte beispielsweise keine einwohnerInnen mehr.
erschlagen durch einstürzende häuser. etc.

viele menschen trauern heute, denken an familienmitglieder, verwandete, freundInnen, bekannte. die damals umkamen.

da gibts nicht allzuviel dazu zu sagen. auch nicht zu beschreiben. trauer ist meist so. unbeschreiblich.


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ein jahr danach also. viel wurde geschrieben, gesprochen, resümiert. was ist weitergegangen in dem einen jahr, die regierung arbeitet nix, die NGOs arbeiten nix, die UNO tut nix, etc.

aber. haiti war schon vor dem erdbeben bitterarm. wie könnt da innerhalb eines jahres so unendlich viel wiederaufgebaut sein - wo es doch vorher schon an so vielem gemangelt hat. beispielsweise an einer tatsächlich handlungsfähigen regierung. politisches klima ist auch nicht so auf knopfdruck änderbar. leider. auch in ö können wir ein liedchen davon trällern ...

und NGOs sind halt auch nicht alle gleich, unterschiedlich wie überall auf der welt. die einen haben einen dichten arbeitsplan und bringen resultate, andre nicht. und andre tümpeln so vor sich hin.
ohne selbstgefällig zu wirken, vielleicht hab ich auch einen tunnelblick. aber ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir hier einen guten job machen. wir als teil der großen caritas-familie. so wie auch andre bekannte organisationen einen guten job hier machen: ärzte ohne grenzen, rotes kreuz, etc.
angst hab ich vor denen die lauthals (religiöse) sprüche schieben. und dann wieder gehn. vielleicht hilfts manchen menschen. meine angst bleibt dennoch.


die mediale schwarz-weiß-malerei ist so einfach und öd dass es schon wieder weh tut. und ich bemerk dass mir das inzwischen auf die nerven geht. derzeit NGO-bashing im nouvelliste, der zeitung hier die wir fast täglich kriegen. dazu manchmal anti-NGO-demos grad - im zuge der allgemeinen politischen unklarheiten ...


however. dennoch. erstaunlich was unter schwierigsten rahmenbedingungen hier immer wieder geht. und unsere lokalen mitarbeiterInnen voller elan mit dabei sind. weil sie begriffen haben, dass es um ihr land geht. und wir internationals irgendwann wieder weg sind - sie aber bleiben. und verantwortung übernehmen. dieses vertrauen in ihre fähigkeiten scheint aufzugehen.

so. auch ein jahr danach: we keep on working! for re-building haiti.

Montag, 3. Januar 2011

very short ...

... just a few updates:

- angeblich sollte jetzt das kommentieren unten auch ohne anmeldung möglich sein - please try.

- grad vor ein paar stunden in das WARME haiti zurückgekehrt - wunderbar!!!! hoffentlich löst sich mein grausliger schnupfen auch ganz schnell auf ... zerschmelzen soll er! sauhund elendiger!

- jännermegaphon kaufen! weil da hab i a bissl was schreiben dürfen. wobei: fleißige leserInnen dieses blogs werden einiges wiedererkennen.

- ich hasse fliegen! sooo eine öde fortbewegungsmöglichkeit. und dann diese unendlich faden flughafenhotels in den usa - na echt unglaublich! im kingsizebett können tschetschenische großfamilien übernachten ... und da wunder ich mich jetzt gar nicht bitterböse über den ganzen einreise-/ausreise-/hinundherreise-grenzschnickschnack.

- i will be bäck soon!

Freitag, 10. Dezember 2010

es ist ein bisserl fad ...

... im haus zu sitzen und zu warten. weil sonst grad nicht so wahnsinnig viel zu tun ist. wir sitzen den dritten tag im haus fest und kommen nicht raus. am dienstag abend wurden die wahlergebnisse bekannt gegeben, seither ist so einiges los auf den straßen: demonstrationen all over, brennende reifen und ebensolcher müll, leute die mit latten und stangen bewaffnet an unserem haus vorüberziehen und slogans singen (so friedliche wie "wir brennen die stadt nieder" ....). and so on.

die leut sind mit dem zweitgereihten - jude celestin, mann der regierungspartei - hochgradig unzufrieden, wollen "sweet mickey", der nur knappe 7000 stimmen hinter celestin liegt, in der stichwahl haben. sogar die us-amerikanische botschaft spricht von gröberen unregelmäßigkeiten ... und anscheinend werden die stimmen grad neu ausgezählt.

wie dem auch sei: es gibt keine autos auf der straße, die flüge sind seit tagen gecancelt .... ausflüge mit privatjets oder helikoptern anscheinend möglich (hüstel - falls wer einen solchen jet oder einen helikopter hat - ein paar weihnachtskekstonnen wären grad super. und trinkwassergallonen - demnächst werden wir auf unsere cholera-präventionsmäßig-angeschafften aquatabs umsteigen ... seufz ...).

die schüsse während der nacht sind weniger geworden, das lässt schon mal hoffnung aufkommen. und unsere köchin glaubt heut am markt mal wieder gemüse erstehen zu können - we will see ob sie wieder mit 3 zwiebeln zurückkommt wie vorgestern oder doch mehr ausbeute schafft.

gestern eine erstaunliche überraschung: das tor zum haus geht auf, es purzeln 7 leut rein, 5 irInnen und 2 locals, gestrandet bei uns. sind aus dem hotel weggefahren, habens nicht mehr bis ins büro geschafft. und wir haben ein kleines IDP-camp eröffnet. naja. auch gut. wenigstens mal neue gesichter;-)))).

und so variieren wir mit reisgerichten. versuchen uns gegenseitig nicht (zu sehr) auf die nerven zu gehen. trinken tee (ja - es is regelrecht kühl dieser tage hier!) und warten ...